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Körperwissen - Warum wir vor Freude weinen
Der atemberaubende Sonnenuntergang am Mittelmeer. Die Kinoszene in „Titanic“, in der Rose und Jack am Bug des Schiffes zueinanderfinden. Die Sekunde, in der die Tür aufgeht und die Kinder nach ihrem Sommercamp wieder in die Wohnung stürmen … Das alles kann zum Heulen schön sein.
Moment mal, Tränen vergießt man doch hauptsächlich, wenn man traurig ist. Warum kullern sie auch übers Gesicht, wenn wir überwältigt sind von Rührung, Erleichterung oder Freude?
Das Tränenzentrum im Gehirn ist eng mit unserem Gefühlszentrum verbunden, dem sogenannten limbischen System. Bei intensiven Emotionen – positiven wie negativen – gibt diese Hirnregion den Befehl zur Ausschüttung verschiedener Botenstoffe. Diese veranlassen den Körper, zu reagieren – sich zum Beispiel bei Angst blitzschnell in einen Alarmzustand zu versetzen.
Auch wenn etwas Erfreuliches starke Gefühle auslöst, werden diese Botenstoffe freigesetzt. Studien haben gezeigt, dass sie dann ebenfalls ins Tränenzentrum gelangen und dort Weinen auslösen können. Forscher gehen davon aus, dass Freudentränen vor allem die Funktion haben, in intensiven Momenten befreiend zu wirken. Demnach wären sie ein Mechanismus des Körpers, vom Gipfel der überwältigenden Gefühle wieder „runterzukommen“. Würde das nicht passieren, könnten wir im Glückstaumel die Kontrolle verlieren. Wir gerieten dann in eine Art Schockzustand. Das wiederum könnte dazu führen, dass man die Fähigkeit verliert, sinnvolle Entscheidungen zu treffen.
Nicht allen Menschen kommen die Tränen vor Rührung, wenn sie ein ergreifendes Musikstück hören oder sich das Paar entgegen aller Widrigkeiten beim Happy End im Film schlussendlich in den Armen liegt. Wenn Sie zu den „Rührseligen“ gehören, haben Sie Grund sich zu freuen: Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Paul J. Zak fand nämlich heraus, dass Menschen, die vor Rührung weinen müssen, emotional hochintelligent sind und generell weniger egoistisch handeln.